Großes Herz in der Mitte des Bildes, Social Media Icons im Hintergrund

  As you like it

Über die Risiken von Likes:

Was freust du dich – dein neuer Post auf Instagram hat schon 18 Likes von Freunden – und nun hat dein Crush auch noch dein Bild geliked! Du bist glücklich.

Aber warum? Wieso macht dich der herzförmige Pixel und die Anzahl dahinter so glücklich?

Comicfigur denkt "Likes setzen Glücksgefühle frei? Das hätte ich nicht erwartet!

Die Wissenschaft hat dafür eine Antwort. Unser Gehirn hat ein Belohnungssystem, wenn wir die Dinge tun, die wichtig für unser Überleben sind. Vielfach wurden in der Steinzeit bestimmte feste Pfade in Hirnwindungen „getrampelt“, die wir noch heute haben.

Ein Beispiel: Der Neandertaler nascht von einem Beerenbusch. Die kleinen süßen Beeren enthalten Zucker, was dem Neandertaler einen Überlebensvorteil verschafft. So verknüpft das Hirn den Geschmack „süß“ mit der Ausschüttung von dem Glücksgefühl Dopamin, damit immer weitere Beeren gepflückt werden. Denn ganz klar – erhalte ich für etwas eine Belohnung (hier das Glücksgefühl) neige ich eher dazu, es wieder zu machen.

Bei Instagram, Facebook und Co sind die kleinen Beeren nun dem Likebutton, dem „Daumenhoch“-Klick, und dem „Gefällt mir“-Knopf gewichen. Sie setzen, bekommen wir sie, genau wie die Beeren im Körper Dopamin frei.

Ist das denn so schlimm?

Ja – es gibt einige Gründe, warum das nicht gut ist:

  • „Digitaler Gruppenzwang“ – Forscher fanden heraus das Inhalte, die höhere Likes haben, noch mehr Likes bekommen werden, da Menschen geneigt sind, mit der Masse zu gehen und Posts, die schon viele Likes haben, noch eins zu geben.
  • Negative Gefühle – gleichzeitig können zu wenige Likes dazu führen, dass du dich schlecht fühlst, nicht gemocht, ausgestoßen aus der „Like-Gemeinschaft“. Daher kommt gerade auf Instagram der Trend „might delete later“ (ich lösch es später vielleicht) – wenn meine Inhalte nicht genügend Anerkennung erlagen, ziehe ich sie zurück.
  • Erhöhte Provokation – um mehr Likes zu erzielen, wird provoziert, im politischen wie im privaten: immer ausgefallenere Posts müssen her. 14% einer Umfrage aus 2015 gaben zu, für einen Post ihre eigene Sicherheit aufs Spiel gesetzt zu haben.
  • Glücksgefühle – um die Glücksgefühle wieder zu bekommen, postest du immer mehr und sehnst dich nach immer mehr Likes.

Haben Likes auch positive Aspekte?

  • Anerkennung – durch ein Like zeigen uns Freunde, Familie oder auch Unbekannte, dass sie uns oder zumindest unseren Beitrag mögen.
  • Selbstbewusstsein – Likes, gerade mehr davon, können unser Selbstbewusstsein stärken
  • Kommunikation – in sozialen Netzwerken ist ein Like die einfachste Form der Kommunikation – wie, als würde man sagen „Yo, hab deinen Beitrag gesehen, echt nice.“

Likes mal anders

Instagram testet nun seit Mitte 2019 – ob es auch ohne die genaue Anzeige von Likes funktioniert. Die Zahl, wie viele den Post vor dir geliked haben, wird einfach ausgeblendet – sie bleibt nun ein Geheimnis zwischen Instagram und dem Ersteller oder der Erstellerin des Posts.

Wer könnte davon nicht so begeistert sein?

Ganz klar – professionelle Influencer! Durch die klare Messgröße der Likes, wie viel Reichweite ein Post erzielt, können Firmen, die einen Influencer suchen, der für sie Werbung macht, gut entscheiden.

Kritiker befürchten, dass nun die Followerzahlen stärker gewichtet werden, und es vermehrt zum Kauf von Fans kommt.

Warum werden Likes nicht ganz abgeschafft?

Würde man die Likemaschinerie ganz ausschalten, würden die sozialen Medien ihr Firmenprinzip verlieren. Momentan entscheidet der Algorithmus noch wer favorisiert wird – ohne die Likes und den Algorithmus würde sich alles ändern.

Ob die Likeanzeige sich nach dieser Testphase durchsetzen wird und wie die Rückmeldung der Nutzer ausfällt, bleibt abzuwarten.

Der Trend, von genauen Messwerten fortzukommen, zeigt sich aber nicht nur auf Instagram – auch einige anderen Social-Media-Kanäle planen, die Angaben von Likes, Abonnenten und ähnlichem zu verändern. Zum Beispiel, dass diese erst mit einem zweiten Klick angezeigt werden (wird bei Twitter getestet), oder mit keinen genauen Angaben von Abonnenten durch die Auf- und Abrundung von Zahlen (plant YouTube).